Hydro 62% – Pizzateig für Anfänger – Schritt für Schritt Anleitung

Pizzateig für Anfänger

 

Pizzateig muss nicht immer mit dem Profigerät entstehen. Ich möchte in dieser Anleitung und dem passenden Rezept einmal allen Küchenmaschinenbesitzern ein möglichst einfaches, aber authentisches Rezept an die Hand geben, mit dem man einen Pizza-Teig hinbekommt. Als Anleitung habe ich angefangen die Schritte und Begriffe zu erklären, so dass man sich auch sicher fühlt und alles verstehen kann. Pizzateig ist kein Geheimnis!

 

Los geht´s ! - Ein paar Infos vorweg

 

Klassische Küchenmaschine
Dieses Rezept ist so aufgebaut, dass es mit einer normalen Küchenmaschine mit Knethaken, wie einer KitchenAid Artisan, Kennwood Chef, Bosch MuM oder auch günstigeren Maschinen vom Discounter, funktioniert.

 

% Prozentangaben
Als erstes lernen wir die Einheit Prozent % im Backen kennen. Der Bäcker rechnet immer in Prozent zur Menge Mehl. Wenn man zum Beispiel einen Teig mit 60% Hydration macht und dabei 1kg Mehl verwendet, dann entspricht das 600g Wasser. Ein weiterer Punkt ist, dass durch die fixe Bezugsgrösse Mehl auch die anderen Zutaten wie Salz und Fett in den entsprechenden Verhältnissen bleiben. Das hilft, die Rezepte schnell anzupassen. So kann man zum Beispiel schnell die Hydration anheben, wenn man ein stärkeres Mehl verwendet.

 

Genauigkeit
Man muss sich zuerst einmal von dem Rezept seiner Mama oder Oma lösen, in dem Pi mal Daumen Hefe, Wasser und Mehl zu einem Teig zusammengefunden haben. Ein guter Pizzateig ist nicht schwer zu berechnen, wenn man drei Faktoren kennt und diese berücksichtigt! Das wären die Faktoren Hefe, Zeit und Temperatur. Diese drei Faktoren stehen immer im Zusammenhang und beeinflussen sich direkt. Weiss ich also, wie lange mein Teig reifen soll, und welcher Umgebungstemperatur der Teig in dieser Zeit ausgesetzt ist, dann kann ich berechnen, welche Menge an Hefe ich benötige. Nun zur Genauigkeit selbst. Viele mögen schmunzeln, wenn der Hobbybäcker mit der Feinwaage ankommt, um Salz, aber vor allem Hefe zu wiegen. Ihr könnt euch aber vorstellen, dass 0,7g Hefe nicht mehr mit einer Küchenwaage zu ermitteln sind. Daher empfehle ich euch unbedingt eine günstige Feinwaage anzuschaffen. Wasser und Mehl werden mit der Küchenwaage gewogen, hier aber auch so genau wie möglich, denn auch zu viel Wasser zum Beispiel, sorgen schnell für einen misslungen Teig, oder einfach dafür, dass der Teig nur noch schwer zu handhaben ist.

 

Mehl
Schaut Euch mal den Blogeintrag italienische Mehle an oder den Beitrag zu den Caputo Mehlen. Auch die Information zur Stärke des Mehles ist hilfreich. Ein Starkes Mehl, das proteinreich ist, eignet sich eher für lange Gehzeiten und hohe Hydratation (Hoher Wassergehalt). Ein schwächeres Mehl würde ich eher für kurze Gehzeiten und weniger hydrierten Teigen verwenden.

 

Wasser
Wenn Pizzabäcker von Hydration sprechen, dann ist die prozentuale Wassermenge zur eingesetzten Menge Mehl gemeint. Für unseren Teig verwenden wir Leitungswasser. Faktor Wassertemperatur: Wenn es in der Wohnung sehr warm ist und auch die Zutaten sehr warm sind – dann steigt ggf. die Temperatur beim Kneten stark an. Durch das mechanische Kneten entsteht automatisch wärme die auf den Teig übertragen wird. Der Teig soll aber während des Knetens nicht über 26°C warm werden, da höhere Temperaturen das Glutengerüst schädigen können. Auf der anderen Seite nimmt das Mehl das Wasser schlechter auf, wenn es zu kalt ist.

 

Öl
Öl macht den Teig etwas geschmeidiger und beim Backen erhalten wir eine leicht knackigere und farbige Kruste. Gerade im heimischen Backofen, wo manchmal etwas Hitze fehlt, eine gute Zutat. Ich persönlich gebe gerne 1-2% Olivenöl zum Teig.

 

Zeit
Guter Pizzateig braucht viel Zeit und nur wenig Hefe, damit sich der volle Geschmack entwickeln kann! 24 Stunden sind allerdings genug, um einen schmackhaften Teig zuzubereiten. Das funktioniert mit fast allen Mehlen.

 

Hefe
Das Rezept hat eine feste Vorgabe von 0,1% – ja warum das denn? Ganz einfach: es soll ja erstmal ein einfaches Rezept werden, und ich gehe davon aus, dass noch nicht jeder eine Feinwaage zur Hand hat. Also sind 1 Gramm frische Hefe auf 1.000g Mehl mit einer Küchenwaage gerade noch so ermittelbar. Und wir wollen ja ohne grosse Kalkulation von Hefemenge unter Berücksichtigung von Zeit und Raumtemperatur loslegen. Zwischen 16°C (Keller) und 20°C (Küche) geht hier garantiert nichts schief.

 


 

Zutaten - Für den Teig brauchen Sie folgende Zutaten

 

Für den Teig

1.000 g Mehl Tipo 00 (z.B. Caputo blau)

5 g Frische Hefe

10 g Olivenöl optional

28 g Meersalz 

620 g kaltes Wasser

 

Für die Tomatensauce

2 Dosen gute italienische Tomaten in der 400g Dose bevorzugt San Marzano Tomaten

3-5 Blatt frisches Basilikum

1-2 Prise Meersalz 

1 Prise Pfeffer

1 Prise Oregano

 

Anleitungen

 

Teig ansetzen (Tag 1) – Autolyse Teig

 

1.      Das gesamte kalte Wasser in eine Schüssel geben und die Hefe darin auflösen. Ein Schneebesen bietet sich dafür wunderbar an.

2.      Das Hefewasser mit dem Mehl nun in die Küchenmaschine mit Knethaken geben und ca. 3 Minuten auf mittlerer bis oberer Stufe kneten, bis eine gleichmässige, einigermassen klümpchenfreie Teigmasse entstanden ist.

3.      Anschliessend darf der Teig in einer, mit Folie luftdicht abdeckten, Schüssel ca. 120 Minuten bei kühler Umgebung (z.B. Keller oder zur Not Kühlschrank) ruhen.

4.      Nach Ablauf der Zeit, der sogenannten Autolyse, wird mit der Küchenmaschine auf mittlerer bis oberer Stufe das Salz und optional das Öl in den Teig eingeknetet, bis ein glatter Teig entstanden ist. Das dauert etwa 5-12 Minuten, je nach Modell.

5.      Anschliessend den Teig nochmals für 20-30 Minuten abgedeckt in einer mit etwas Öl ausgeriebenen Schüssel/Box ruhen lassen

6.      Zum Ende dieser Zeit einmal einen Stretch and Fold (Stärkungsfalten) Vorgang durchführen. Es empfiehlt sich das Ganze zu wiederholen, also den Teig nach weiteren 20-30 Minuten noch ein zweites Mal einem Stretch and Fold Vorgang unterziehen. Wer möchte auch ein drittes oder sogar viertes Mal, je nachdem wie gut die Struktur bis dahin schon aufgebaut wurde.

Zwischen den Ruhephasen den Teig immer wieder in die Box/Schüssel setzen und luftdicht abdecken!

7.      Nach der letzten Durchführung der Stärkungsfalten, wird der Teig bei einer Temperatur von 16-20°C kühl gelagert. Diesen Vorgang nennt man Stockgare.

8.      Gerechnet vom Startpunkt des Vermengens von Hefe/Wasser/Mehl verbleibt der Teig nun 21 Stunden in dieser Stockgare.

 

Pizzaballen formen (Tag 2)

 

1.      Wir holen den Teig nun nach 21 Stunden aus der Stockgare und wiegen uns die Teiglinge ab. Hierfür stechen wir die Teiglinge in der gewünschten Grösse bzw. Gewicht ab. Je nach Belieben sollten die Teiglinge zwischen 200g-280g haben. Wer sich ans Rezept hält, kann also z.B. 6 Stück á 270g machen.

2.      Sind gleichmässige Stücke aus dem Teig abgestochen und abgewogen, werden die Teigballen auf Spannung rundgeschliffen und in die Ballenbox gegeben, welche wir zuvor mit etwas Mehl oder Semola bestäubt haben.

3.      Das Bestäuben hilft eine Trennschicht zwischen Teig und Untergrund herzustellen, so bekommen wir die Ballen später wieder leichter mit der Spachtel raus.

4.      Was nun folgt ist die Stückgare. Die kleinen Teigballen sollen sich nun, wie bereits erwähnt, wieder entspannen. Die Teiglinge gehen dabei auch nochmal sichtlich auf. Die Stückgare wird dann auch wieder im Keller bzw. der Umgebung vorgenommen, bei der wir schon die Stockgare hatten.

 

INFO: Die Teigballen brauchen nach dem Formen etwa 2-4 Stunden Zeit (im Winter eher 4h, im Hochsommer eher 2h) um sich wieder zu entspannen und final aufzugehen. Nur so können wir sie zu einer schönen Pizza ausformen. Daher formt man die Ballen so frühzeitig vor dem Backen. Das heisst, die berechneten 3 Stunden sind hier nicht immer exakt zu befolgen!

 

Pizzasauce zubereiten (Tag 2)

 

1.      Meine einfache Pizzasauce: Die Dose San Marzano Tomaten öffnen, Tomaten von Tomatenpüree trennen.

2.      Tomaten mit der Hand zerdrücken oder etwas an pürieren. Danach die Tomaten mit dem Tomatenmark, welches in der Dose verblieb, zusammen in eine Schüssel geben.

3.      Wenn man nun feststellt, dass die Sauce zu dünn ist, geben wir das Ganze in ein feines Küchensieb und lassen die überschüssige Flüssigkeit abtropfen. 5 Minuten reichen hier meistens aus.

4.      Abschmecken mit Salz (normalerweise ist das Verhältnis 1% gegenüber der Menge der Tomatensauce)

5.      Einer kleinen Prise Pfeffer und einem Schuss Olivenöl anreichern

6.      Wer möchte, kann etwas Oregano oder gepressten Knoblauch mit reingeben

7.      Als letztes geben wir 3-5 Blätter Basilikum mit in die Sauce rein

8.      Die Tomatensauce darf so bei Raumtemperatur 2 Stunden ziehen, dann stellen wir alles kalt!

 

Pizza backen (Tag 2)

1.      Unsere Teigballen sind nun schön aufgegangen und bereit eine Pizza zu werden. Jetzt kommt der etwas knifflige Part für Einsteiger, einen runden Pizzaboden auszuziehen. Man nennt das auch Teig öffnen. Hierzu drücken wir mit den Fingern den Teig im Zentrum flach und das Gas/ die Luft nach aussen in den Rand. Wir arbeiten über Kreuz einen runden Pizzaboden aus und lassen möglichst einen kleinen luftigen Rand stehen, der soll dann im Backofen schön aufgehen. Es darf kein Nudelholz verwendet werden, den sonst drücken wir die Ganze Luft, die im Teig ist, heraus.

2.      Nun die Tomatensauce mit einem Löffel gleichmässig verteilen, und dann Mozzarella, und wer mag, Parmesan oder Pecorino darauf geben.

3.      Als letztes nach Gusto die Pizza belegen

Tipp: Nicht zu viel auf die Pizza geben, 1-2 Zutaten reichen, so bleibt der pure Geschmack der fruchtigen Tomaten erhalten.